Karin

Arbeit

Diese vielen Männer. Die waren nicht zaghaft mit den Neuankömmlingen. Es war ein riesiger Speiseraum. Wir hatten alle diese neuen grünen Wattejacken an, die wussten dass wir neu waren. Die Männer klopften auf die Tische oder klatschten und riefen: Ausziehen, ausziehen!

Ich fühlte mich so ohnmächtig und dachte, wie wird´s hier wohl werden?

Ich bekam dann meinen Arbeitsplatz. Das war im Bereich Technik und Verwaltung. Eine Blechbaracke, langer Flur, rechts und links die Räume. Darin zwei Schreibtische. Ich habe Pässe und Visa bearbeitet. Bei uns waren mehrere 1000 Arbeiter. Zentrales Jugendobjekt Erdgastrasse Bogorodschany in der Ukraine.

Nach einer Woche kam mein Verlobter dorthin. Wir wohnten in einem umgebauten Zirkuswagen. Da wohnten zwei Paare. Privatsphäre gab es nicht. Zum Waschen mussten wir in die nächste Baracke gehen.

Ich habe immer drei Monate dort gearbeitet, 10-12 Stunden am Tag und Sonnabends. Dann einen Monat Urlaub, da sind wir immer nach Wittstock zurück. Das haben wir drei Jahre lang gemacht.

Ich hatte Sehnsucht nach meiner Heimat, und meine Mutti war immer traurig, wenn ich wieder weg geflogen bin. Es gab auch Veränderungen auf der Baustelle, und wir waren das alles ja schon gewohnt. Das war eine Schule fürs Leben. Ich habe so viel gelernt, musste mich auch beweisen. Das war ein raues Lagerleben.

Wir lieben das Russische. Wenn Reportagen aus Russland im Fernsehen kommen, schauen wir das gerne. Wir haben später mal eine Flusskreuzfahrt auf dem Dnepr gemacht. Im Haus der Begegnung hier in Wittstock habe ich russische Spätaussiedler betreut. Diese Menschen gehören jetzt einfach zu meinen Leben dazu.