Olga

Selbstverwirklichung

Das Erstaufnahmelager war in Schönberg, nicht weit von der Ostsee. Sah aus wie ein Hotel. Da waren wir zwei Wochen mit meinen beiden Eltern, meiner Oma und meinen beiden Kindern. Man fragte uns, ob wir Verwandte haben in Deutschland. Eine Mutter hatte eine Nichte in Bayern, aber man sagte uns, Bayern nehme keine Russlanddeutschen mehr auf. Russlanddeutsche gab es in Kirgisien, Usbekistan, Sibirien, Tadschikistan. Wir kamen aus Kasachstan.

Eine andere Nichte wohnte in Wittstock, also kamen wir ins Aufnahmelager in Peitz, in eine ehemalige Kaserne. Wir mussten viele Formulare ausfüllen. Anfang November kamen wir dann auch nach Wittstock. Sechs Monate waren wir im Aufnahmelager in Alt-Daber.

Ich konnte zwar deutsch, habe aber trotzdem einen Sprachkurs gemacht, 8 Stunden am Tag, sechs Monate lang. Später habe ich junge Aussiedler, die kein Deutsch konnten in Deutsch unterrichtet.

Von den vielen Aussiedlern sind nur wenige hier geblieben. Die meisten sind in den Westen, wegen Arbeit. Eine Schwester ist nach Iserlohn gezogen, mein Schwager hat dort Arbeit gefunden. Meine Eltern sind auch dorthin gezogen, als sie Rentner waren. Meine jüngere  Schwester ist auch dorthin gezogen. Man großer Sohn arbeitet auch dort. Mein kleiner Sohn studiert in Berlin. Meine Oma ist in Wittstock gestorben und begraben.

Als ich hierherkam, war das eine große Umstellung. Ich habe jetzt Freunde und Bekannte hier und ich möchte nicht nochmal neu anfangen.