Kurt

Arbeit

Nach 17 Jahren Einzelkampf als selbstständiger Küchen-Einrichter hatte ich keine Chance mehr, mich am Markt zu behaupten. Um Berlin herum entstanden überall große Möbelhäuser. Ich war auch schon 63.

Erstmal habe ich mich arbeitslos gemeldet. Ein früherer Kollege hat mir eine Annonce gefaxt-ein Küchenproduzent in Teheran suchte einen Meister und Ingenieur, um seine Mitarbeiter zu schulen.

Über einen Vermittler haben wir uns in Hamburg zum Vorstellungsgespräch getroffen. Herr Terani konnte kaum Deutsch, nur persisch. Der Vermittler hat übersetzt.

Drei Wochen später bin ich nach Teheran geflogen und habe angefangen dort zu arbeiten. Man hat mich zu den Baustellen gebracht und mir die Probleme dort gezeigt. Nach 14 Tagen habe ich erfahren, dass ich keine Arbeitserlaubnis bekomme, weil die Kopie meines Abschlusszeugnisses noch fehlte. Also musste ich wieder zurückfliegen.

Ich wollte aber unbedingt wieder dorthin und nach drei Monaten hatte ich die nötigen Papiere eingereicht und bekam ein neues Visum für den Iran.

Man hat mich dort sehr freundlich aufgenommen.  Der Sohn meines Chefs hat mich überall hin mitgenommen, zu Ausflügen, zu Partys. Ich war Teil seiner Familie. Meine Frau kam im Urlaub zu mir, wir haben uns das ganze Land angesehen. Von Teheran bis runter zum persischen Golf, überall uralte Kulturstätten.

Im Kopf musste ich Europa aber komplett ausschalten, sonst hätte das nicht funktioniert. Die ganzen Lebensumstände: das Straßenleben, kein Alkohol, der chaotische Verkehr, die Glaubensrituale und dass die Arbeiter mal kamen und mal nicht kamen.

18 Monate war ich insgesamt in Persien. Es war letztlich frustrierend, immer wieder neue Leute anzulernen, die dann nicht mehr kamen. Es gibt dort keine Arbeitsverträge, keine Stammbelegschaft. Aber die Freundlichkeit und Bescheidenheit der Perser ist beeindruckend und wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Ich will da unbedingt nochmal hin.