Helmut
geboren am 19.12.1934 in Stanislau.
Das war früher Galicien, gehört jetzt zu Ukraine. Mein Vater war dort Baumeister im Auftrag einer österreichischen Firma. 1939 gab es die Aktion „Heim ins Reich“. Wir zogen nach Littitz, heute Tschechische Republik. Dort wurde ich eingeschult. 1941 sind wir nochmal mit allen Möbeln mit dem Zug nach Leslau, Wartegau, heute Polen.
Vater wurde Ende 44 zum Volkssturm einberufen und wir sind dann mit dem Pferdewagen, zu Fuß oder mit Wehrmachtsfahrzeugen bis nach Frankfurt/Oder, von Frankfurt über Neuruppin nach Wittstock. Wir konnten nur mitnehmen, was wir tragen konnten.
Da waren hunderte Menschen unterwegs, mit Handwagen, Fahrrädern und eben auch zu Fuß. Fast nur auf Nebenstraßen. Es war Winter, übernachtet haben wir ein Scheunen. Manche Bauern sagten, wir haben keinen Platz. Am nächsten Tag waren Sie schon selbst unterwegs.
Einmal haben wir in einem Lebensmittelladen übernachtet, die Eigentümer gaben uns ein Fuhrwerk, das hatten sie Polen abgenommen und einen Eimer Marmelade. Am nächsten Tag waren die Pferde schon wieder weg, und der Wagen auch.
In Frankfurt/Oder ist das Kind meiner Schwester krank geworden, und wir brachten es ins Krankenhaus. Das Mädchen war drei Jahre alt. Wir mussten alle weiter und erst nach zwei Jahren hat meine Schwester ihre Tochter wieder gefunden.
Das Kriegsende habe ich in Wittstock miterlebt.
Eine Woche vor dem Einmarsch der Roten Armee habe ich den langen Sträflingszug gesehen. Die liefen durch die Königstraße Richtung Below, bewacht von SS-Leuten mit Hunden und MP. Leute, die versuchten, den Gefangenen etwas zu essen und zu trinken zu geben, wurden weggejagt. Wir sind als Kinder hinterher gelaufen. Hinter den letzten Häusern in Wittstock gab es Erschießungen. Ich habe drei Tote gesehen, dann sind wir zurück gelaufen.