Werner
Ich komme aus einem Ort, den es so eigentlich gar nicht mehr gibt. Und von diesem hatte ich nichts Eiligeres zu tun, als in eine Stadt zu ziehen, die es jetzt als Gebilde auch nicht mehr gibt.
Ich bin in Bonn-Kessenich geboren, proletarischer Stadtteil, in nächster Nähe zu den Regierungsgebäuden. Als Kind mussten wir zweimal im Monat an der Straße stehen und Staatsgästen zu winken. Ich habe de Gaulle, die Queen Elisabeth und den Tenno gesehen. Wenn ich in der Straßenbahn fuhr, sah ich Leute aus aller Welt. Uns gegenüber war die Botschaft der Zentral-Afrikanischen Republik.
Ich müsste jetzt zählen, in wie vielen Ländern ich gelebt habe. Istanbul, San Francisco, New York, Italien, Kanada, …
Heimat ist für mich die Sprache, mit der ich aufgewachsen bin. Wenn ich mit mir selbst arbeite, oder unter Stress bin, rede ich rheinisch mit mir. `Bönnsch´ ein rheinischer Dialekt.
Wenn ich in Bonn bin, merke ich, dass das langsam verschwindet. Kleine Betriebe in der Straße gibt’s nicht mehr, andere Leute wohnen dort. Die Sprache habe ich mir immer erhalten. Wenn mir was nicht passt, dann fluche ich `Bönnsch´.
Heimat ist für mich eine aktive Arbeitssprache, die ich mir erhalten habe, und die ich mitnehmen kann, wo auch immer ich bin auf der Welt.
Das Bonn meiner Jugend gibt es so nicht mehr und das zweite was es nicht mehr gibt ist Westberlin.